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Angst und Schmerzen

Willkommen meine treuen Freunde
Lange habe ich euch nicht erkannt
Etwas, dessen ich schwer versäumte
Viel zu lange euch von mir gebannt

Hab oft probiert euch zu verleugnen
Oft versucht euch zu hintergehen
Am Ende mußt‘ ich doch bereuen
Zu ignorieren statt verstehen

Ihr wolltet nie groß werden
Nie so stark, nie so mächtig
Ich wollte euch stets wehren
Ich war nicht sehr bedächtig

Ich wollte sicher wissen
Geschickt im vorher planen
Schnellen Erfolg nicht missen
Gedachte nie der Ahnen

Glaubte, hoffte, wahrlich bangte
Wollte unbedingt erreichen
Was am Himmel protzig prangte
Mußte am Ende doch weichen

Doch ihr wart immer da
Stets an meiner Seite
Fühlte euch immer nah
Drängte euch beiseite

Die Kontrolle war das Wichtigste
Allein euch von mir fern zu halten
Dabei war mein Wunsch das Nichtigste
Schicksal wollte da nicht für walten

Was nützt es mir, die Zukunft zu kennen
Um am Ende, trotzig wie Ödipus
Nur für den eigenen Willen brennen
Ich schließlich doch mein Schicksal tragen muß

Glücklich hab‘ ich euch doch noch erkannt
Ihr habt wahrlich nichts böses im Sinn
Gebe in Frieden euch meine Hand
Erkenne mit und in euch den Sinn

Der Schutz des Lebens ist euer Sinnen
Möglichst in Frieden, notfalls mit Gewalt
Vorsichtigen helft leichter gewinnen
Allzuschnellen gewährt eher Einhalt

Angst und Schmerz – seid große Lehrer
Wissen, Disziplin und Weisheit
Doch eure größten Verehrer
Vertrauen nicht eurer Klarheit

Versuchen anderen zu geben
Was sie für sich selbst nicht erkennen
Sie wollen in wahnhaftem streben
Sich von euch und anderen trennen

Wer euch lange ignoriert
Vergisst Erfahrung wieder
An des Schicksals Hand geführt
Kniet er doch vor euch nieder

Dann ist das Gejammer groß
Hat vergessen eure Qual
Will zurück in Gottes Schoß
Vergißt die eigene Wahl

Man kann nicht einfach verdrängen
Ignorieren oder leugnen
Alles in Zusammenhängen
Wird der Konsequenz sich beugen

Wo ignoriert die Stimme der Herzen
Seid ihr als Teil des Lebens gewichtig
Begrenzt den Willen mit Angst und Schmerzen
Macht die Träume und Begierden nichtig

Zwingt zu Konzentration
Auf das Wesentliche
Bringt in Kontemplation
Zurück das Menschliche

Aus Schmerz kann Frieden werden
Aus tiefer Angst Vertrauen
Mit euch die Hoffnung bergen
Einklang im Leben schauen

Bei jedem Schritt beachten
Was immer ich will und tu
Allzeit ehren und achten
Eure Gunst und eure Ruh

Mein Gebet

Mein Gebet ist klein
Und es ist nicht lang
Die Idee ist rein
Und hat klaren Klang

Keine Idee meiner selbst
Das ich kann bestimmen
Wie das Urteil nun fällt
Damit ich kann gewinnen

Ich mag es regnen lassen
Mit der Technik schönsten Pracht
Doch kann ich nicht erfassen
Was mich Mensch geschaffen hat

Es ist an Gott auch keine Bitte
Das er mir gebe, was ich brauche
Alles bereit nach alter Sitte
Das ich mein Leben nicht aushauche

Es ist kein Bitten oder Flehen
Kein Geschäft um ewige Gnaden
Schnell noch, bevor wir vor ihm stehen
Und doch noch in die Hölle fahren

Es ist nicht die Vernunft des Rationalen
„Es braucht einfach nur den richtigen Hebel,
Den mächt’gen Geist eines großen Genialen“
Damit ich die Welt aus den Angeln hebe

Von all meinem schönen Wissen
Hat am Ende nicht mehr bestand
Als ein sanftes Ruhekissen
Für den ach so klugen Verstand

Ich weiß, ich bin nur ein Rädchen im Gefüge
Was ich an jedem anderen lass oder tu
Ob es mir gefällt oder ich nur genüge
Kehrt zu mir zurück, füge ich mir selber zu

Mein Leben ist nur eines von vielen
In einem ewig sich wandelnden Strom
Es steigt auf aus unendlichen Tiefen
Und erstrebt im Gesamten seinen Lohn

Mein Gebet, es ist kein Befehl
Und kein ach so kluger Handel
Nicht von alldem, was ich hier stehl‘
Es stammt aus innerem Wandel

Darum, das Gebet, das ich sag
Ob ich stehe oder wanke
Was auch immer mich rühren mag
Mein Gebet ist schlicht nur „Danke“


Wofür betest Du? Für Glück oder Hoffnung, für Reichtum oder Gesundheit? Was ist mit all dem, was schon da ist? Wieviel haben wir schon bekommen, ohne das wir uns dessen noch bewußt sind? Wieviel haben wir gegeben, nur dafür das wir leben? Wieviel können wir geben, um das, was uns unseren Reichtum, unsere Freiheit, die unendliche Liebe, die uns unser Sein schenkte, zu begleichen? Nichts davon können wir zurückgeben. Die Zeit ist vergangen, der Raum ist eingenommen, wir sind da! Nichts wurde dafür verlangt – alles wurde einfach nur gegeben. Dafür sage ich Danke, Danke an alle und alles, was mich zu dem machte, macht und machen wird, was ich bin – einfach nur weil ich bin. Und dieses Alles ist so unendlich viel größer als ich, das ich es nicht einmal ansatzweise erfassen kann. So tue ich das einzige, was ich kann: Ich sage „Danke“.

Gedanke: Lernen

Eine Beobachtung über das Lernen.

Für das Lernen scheint es drei wichtige Fähigkeiten zu geben:

Die erste Fähigkeit ist Schweigen. In vielen Bereichen glauben wir, wir hätten schon ein gewisses Wissen, eine Ahnung.

Basierend auf unserer Lebenserfahrung, was wir einmal gehört oder gesehen haben, bilden wir uns einen kleinen Wissensschatz. Diesen geben wir meist ungern auf. Doch dieses „Halbwissen“ ist uns am Ende meist mehr im Weg, als es hilft. Im schlimmsten führt es zu einer gewissen Überheblichkeit, welche ein wirkliches Lernen unmöglich macht.

Die zweite Fähigkeit ist Zuhören. Lehrer eines Faches gibt es viele. (Ich mache hier keine Einschränkung, um welches Fach es auch immer gehen mag.) Diese Lehrer können Personen sein, Meister ihres Faches, genauso wie absolute Laien, welche garnicht genau wissen, was sie da eigentlich tun bzw. wovon sie gerade reden. Jeder kann eine wichtige und sinnvolle Erkenntnis beitragen – direkt, oder indirekt über Fehler.

Aber auch die Natur und selbst die sogenannte tote Materie kann ein Lehrer sein. Aber wir müssen bereit sein zuzuhören, hinzuhören und hinzusehen. Im Sinne dieser ersten beiden Fähigkeiten gilt auch die alte Volksweisheit „Die Stille ist der größte Lehrer.“ (In Kulturen wie dem Buddhismus bzw. in der Meditation umfasst dieses Sprichwort noch weitere Ebenen.)

Die dritte Fähigkeit ist, die richtigen Fragen zu stellen. Die „richtigen“ Fragen meinen hier „ehrliche“ Fragen, jene Fragen, welche z.B. ganz ehrlich als nächste auftauchen, egal, ob man sich dafür schämt, weil sie vielleicht dumm erscheinen mögen oder auch weil sie vielleicht schambehaftet sein könnten.

Zu den richtigen Fragen gehört aber auch die Problematik, die Fragen richtig zu formulieren. Jedes verwendete Wort gibt eine Richtung vor, in der die Antwort erwartet oder vermutet wird. Zum Beispiel drückt das Wort „Warum“ die Vermutung oder zumindest die Hoffnung aus, es gäbe einen Grund oder zumindest eine verstehbare Ursache.

Wir kommen nicht umhin: Wir müssen Fragen formulieren, wenn wir aktiv lernen und uns entwickeln wollen. Aber wie müssen unseren eigenen Fragen auch selber zuhören. Welche mögliche Antwort ist in unserer Frage enthalten? Und vor allem – wenn möglich – welche Antworten sind nicht enthalten oder werden sogar ausgeschlossen?